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20. Parteitag der Kommunisten eröffnet

Xi Jinping droht Taiwan mit militärischer Eroberung – und verteidigt Chinas drastische Corona-Politik

In Peking hat der 20. Parteitag von Chinas Kommunisten begonnen. Zum Auftakt sendete Parteichef Xi Jinping eine Drohung in Richtung Taiwan.

München/Peking – Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat erneut mit der militärischen Eroberung Taiwans gedroht. In seiner Rede zur Eröffnung des 20. Parteitags der Kommunistischen Partei sagte Xi am Sonntag (16. Oktober): „Wir werden nicht auf den Einsatz von Gewalt verzichten und alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um alle separatistischen Bewegungen zu stoppen.“ China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz.

Eine Einmischung anderer Länder in die Taiwan-Frage wies Xi zurück. „Die Lösung der Taiwan-Frage ist eine Angelegenheit des chinesischen Volkes selbst, über die das chinesische Volk zu entscheiden hat.“ Weiter sagte Xi unter dem Applaus der rund 2.300 Delegierten, die für eine Woche in Peking zusammengekommen waren: „Die vollständige Wiedervereinigung des Vaterlandes muss erreicht und kann verwirklicht werden.“

Mit einer Rede von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping begann am Sonntag der Parteitag von Chinas Kommunisten.

Xis Rede dauerte rund eine Stunde und 45 Minuten und damit etwa halb so lang wie beim letzten Parteitag vor fünf Jahren. Der sogenannte Arbeitsbericht des Parteichefs eröffnet den Parteitag traditionell. Anschließend wird über das Dokument unter Ausschluss der Öffentlichkeit diskutiert.

Chinas Staats- und Parteichef: So stieg Xi Jinping zum mächtigsten Mann der Welt auf

Chinas heutiger Staatschef Xi Jinping (2. von links) mit anderen Jugendlichen im Mao-Anzug
Xi Jinping wurde am 15. Juni 1953 in Peking geboren. Als Sohn eines Vize-Ministerpräsidenten wuchs er sehr privilegiert auf. Doch in der Kulturrevolution wurde er wie alle Jugendlichen zur Landarbeit aufs Dorf geschickt. Das Foto zeigt ihn (zweiter von links) 1973 mit anderen jungen Männer in Yanchuan in der nordwestlichen Provinz Shaanxi. Dort soll Xi zeitweise wie die Einheimischen in einer Wohnhöhle gelebt haben. © imago stock&people
Xi Jinping steht vor der Golden Gate Bridge in San Francisco
Xi Jinping 1985 vor der Golden Gate Bridge in San Francisco: Damals war er als junger Parteichef des Landkreises Zhengding in der nordchinesischen Agrarprovinz Hebei Delegationsleiter einer landwirtschaftlichen Studienreise nach Muscatine im US-Bundesstaat Iowa. Dort nahm die Gruppe nach offiziellen Berichten „jeden Aspekt der modernen Landwirtschaft unter die Lupe“. Anschließend reiste Xi weiter nach Kalifornien. Es war sein erster USA-Besuch. © imago stock&people
Xi Jingping und Peng Liyuan
Zweites Eheglück: Xi Jinping und seine heutige Ehefrau, die Sängerin Peng Liyuan, Anfang 1989. Zu dieser Zeit war Xi Vizebürgermeister der ostchinesischen Hafenstadt Xiamen. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter. Xis erste Ehe war nach nur drei Jahren an unterschiedlichen Lebenszielen gescheitert. Seine erste Frau, die Diplomatentochter Ke Lingling, zog in den 1980er-Jahren nach Großbritannien. © imago
Xi Jinping gräbt mit Parteikollegen an einem Damm zur Verstärkung eines Deiches in Fujian
Aufstieg über die wirtschaftlich boomenden Küstenregionen: 1995 war Xi Jinping bereits stellvertretender Parteichef der Taiwan gegenüberliegenden Provinz Fujian – und noch ganz volksnah. Im Dezember 1995 arbeitet er mit an der Verstärkung eines Deiches am Minjiang-Fluss. © Imago/Xinhua
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt Chinas Vizepräsident Xi Jinping das Regierungsviertel in Berlin
Vizepräsident Xi Jinping 2009 im Kanzleramt bei Angela Merkel: Die deutsch-chinesischen Beziehungen waren unter Merkel relativ eng und von wirtschaftlicher Zusammenarbeit geprägt. Merkel und Xi reisten aus Berlin weiter nach Frankfurt, um die dortige Buchmesse zu eröffnen. China war als Ehrengast geladen. © GUIDO BERGMANN/Pool/Bundesregierung/AFP
Die Vizepräsidenten Xi Jinping aus China und Joe Biden aus den USA halten T-Shirts mit einer Freundschaftsbekundung in die Kamera
Ein Bild aus besseren Zeiten: Aus ihrer jeweiligen Zeit als Vizepräsidenten kamen Joe Biden und Xi Jinping mehrmals zusammen. Im Februar 2012 demonstrierten sie bei einer Reise Xis nach Los Angeles in einer Schule „guten Willen“ zur Freundschaft mit T-Shirts, die ihnen die Schüler überreicht hatten. Damals fehlten Xi nur noch wenige Monate, um ganz an die Spitze der Kommunistischen Partei aufzusteigen. © FREDERIC J. BROWN/AFP
Ein alter Mann in Shanghai schaut auf Xi bei seiner ersten Rede als Parteichef im Fernseher.
Xi Jinping hat es geschafft: Zum Ende des 18. Parteitags am 15. November 2012 wurde Xi als neuer Generalsekretär der Kommunisten präsentiert – und ganz China schaute zu. Xi gelobte in seiner ersten kurzen Rede als Parteichef, die Korruption zu bekämpfen und ein „besseres Leben“ für die damals 1,3 Milliarden Menschen des Landes aufzubauen.  © PETER PARKS/AFP
Der neue Staatschef Xi Jinping geht hinter seinem Vorgänger Hu Jintao zu seinem Platz in der Großen Halle des Volkes in Peking.
Übernahme auch des obersten Staatsamtes: Xi Jinping wurde auf dem Nationalen Volkskongress im März 2013 Präsident und schloß damit den Übergang von seinem Vorgänger Hu Jintao (vorn im Bild) zur Xi-Ära ab. © GOH CHAI HIN/AFP
Chinas Präsident und seine Ehefrau Peng Liyuan gehen über den Flughafen Orly in Paris.
Xi Jinpings Ehefrau Peng Liyuan ist die erste First Lady Chinas, die auch öffentlich in Erscheinung tritt. Hier kommt das Ehepaar zu einem Staatsbesuch in Frankreich an. Die Gattinnen von Xis Vorgängern hatten sich nie ins Rampenlicht gedrängt. Vielleicht auch, weil Maos politisch aktive dritte Ehefrau Jiang Qing nach dem Tod des „Großen Vorsitzenden“ als Radikale verurteilt worden war. © YOAN VALAT/Pool/AFP
Funktionäre der Kommunistischen Partei Chinas auf dem Weg zum Parteitag in Peking
So sehen KP-Funktionäre aus: Delegierte des 19. Parteitags auf dem Weg zur Großen Halle des Volkes in Peking im Oktober 2017. Auf diesem Parteitag gelang es dem Staats- und Parteichef, seine „Xi Jinping-Gedanken zum Sozialismus Chinesischer Prägung in der Neuen Ära“ in die Parteiverfassung aufzunehmen. Er war der erste nach Mao, der zu Lebzeiten in der Verfassung eine Theorie mit seinem Namen platzieren konnte. Einen Kronprinzen präsentierte Xi auf dem Parteitag nicht – entgegen den normalen Gepflogenheiten. © GREG BAKER/AFP
Xi Jinping nimmt in einer Staatslimousine „Rote Fahne“ die Parade zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China ab.
70 Jahre Volksrepublik China: Staatschef Xi Jinping nahm 2019 in einer offenen Staatslimousine Marke „Rote Fahne“ die Militärparade in Peking zum Jahrestag der Staatsgründung ab. © GREG BAKER/AFP
Wirtschaftsforum in Wladiwostok
Xi Jinping pflegt eine offene Freundschaft zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin – bis heute, trotz des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Putin und Xi teilen die Abneigung gegen die von den USA dominierte Weltordnung. Hier stoßen sie 2018 bei einem gemeinsamen Essen auf dem Wirtschaftsforum von Wladiwostok, auf dem sich Russland als Handelspartner und Investitionsziel im asiatischen Raum präsentierte, miteinander an. © Sergei Bobylev/POOL TASS Host Photo Agency/dpa
Xi Jinping besucht im weißen Kittel ein Labor und lässt sich die Impfstoffentwicklung erklären
Ende 2019 brach in China die Corona-Pandemie aus. Im April 2020 informierte sich Xi Jinping in einem Labor in Peking über die Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung. Xi ist bis heute überzeugt, dass China die Pandemie besser im Griff hat als der Rest der Welt. Seine Null-Covid-Politik beendet er nicht, wohl auch wegen der viel zu niedrigen Impfquote unter alten Menschen. © Ding Haitao/Imago/Xinhua
Xi Jinpings Konterfei lächelt von einem Teller mit rotem Hintergrund
Auf dem 20. Parteitag im Oktober 2022 ließ sich Xi Jinping zum dritten Mal zum Generalsekretär der Kommunisten ernennen. Damit ist er der mächtigste Parteichef seit Mao Zedong. © Artur Widak/Imago

Parteitag in China: Xi Jinping fordert Bürger auf, sich „auf die schlimmsten Fälle vorzubereiten“

Zu Beginn seiner vom Staatsfernsehen übertragenen Rede rief Xi Jinping die Chinesen auf, sich „auf die schlimmsten Fälle vorzubereiten“: „Deswegen richtet euch darauf ein und seid vorbereitet, starken Winden, schwerer See und selbst gefährlichen Stürmen standzuhalten.“ Das Land stehe vor „globalen Veränderungen, wie sie in einem Jahrhundert nicht gesehen worden sind“ und vor „immensen Risiken und Herausforderungen“.

Xi betonte die Rolle der chinesischen Volksbefreiungsarmee, die „jetzt ein neues Aussehen und eine neue Struktur“ habe. Ziel der Partei sei es, „ein starkes Militär in der neuen Ära aufzubauen“, außerdem müsse die Kontrolle der Partei über die Armee verstärkt werden. Ohne explizit die USA zu erwähnen, sagte Xi, China lehne eine „Mentalität des Kalten Krieges“ ab und wende sich „entschieden gegen alle Formen von Hegemonie und Machtpolitik“. Auf den Ukraine-Krieg ging Xi nicht ein.

In Bezug auf Hongkong und Macao sagte Xi, an dem Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“ müsse festgehalten werden. Dieses Prinzip sieht vor, dass die ehemals britische Kronkolonie Hongkong und das einst portugiesisch verwaltete Macao für mehrere Jahrzehnte ihre politischen und gesellschaftlichen Eigenheiten beibehalten dürfen. Xi versprach beiden Städten „ein hohes Maß an Autonomie“. Vor allem in Hongkong sieht die Wirklichkeit allerdings anders: Nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung in den Jahren 2019 und 2020 und der Einführung eines sogenannten Nationalen Sicherheitsgesetzes haben die Behörden die Meinungs- und Pressefreiheit massiv eingeschränkt, Dutzende Aktivisten wurden verhaftet, Hunderttausende verließen die Stadt.

Parteitag in China: Xi verteidigt „Null-Covid“-Politik

In seiner Rede verwies Xi auch auf die angeblichen Errungenschaften seiner Partei. So sei es gelungen, die extreme Armut zu besiegen, außerdem sei der in der Partei grassierenden Korruption Einhalt geboten worden, was Xi einen „überwältigenden Sieg“ nannte. Weiter sagte Xi, das erste „Jahrhundertziel“ seiner Partei, die Schaffung einer Gesellschaft mit „bescheidenem Wohlstand“, sei bereits 2021, zum 100. Jubiläum der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas, erreicht worden. Bis zum Jahr 2049, wenn die Volksrepublik China ihren 100. Geburtstag feiert, müsse „ein modernes sozialistisches Land“ erschaffen werden, „das wohlhabend, stark, demokratisch, kulturell fortgeschritten und harmonisch ist“.

China leidet derzeit unter einem Schwächeln der Wirtschaft sowie unter Massenarbeitslosigkeit unter jungen Menschen. Grund dafür ist Analysten zufolge auch die „Null-Covid“-Politik, mit der die Regierung auf jegliche Corona-Ausbrüche mit teils drastischen Lockdowns reagiert. In seiner Rede verteidigte Xi diese Strategie nun als „notwendig“; diese habe unzählige Leben gerettet.

Aufgrund der strengen Corona-Maßnahmen gehen Beobachter davon aus, dass China in diesem Jahr das selbstgesteckte Ziel von 5,5 Prozent Wirtschaftswachstum deutlich verfehlen werde. In seiner Rede sagte Xi dessen ungeachtet, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sei weiterhin die wichtigste Priorität seiner Politik. Dazu zähle auch, die chinesische Wirtschaft unabhängiger vom Ausland zu machen.

Parteitag in China: Wird Xi so mächtig wie einst Mao?

Der 20. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas dauert noch bis zum kommenden Samstag. Am Tag danach wird sich Chinas neue Führungsriege, der voraussichtlich weiterhin siebenköpfige Ständige Ausschuss des Politbüros, der Öffentlichkeit präsentieren. Erwartet wird, dass Xi erneut an der Spitze von Chinas Machtzentrale stehen wird, obwohl die Parteigepflogenheiten bislang eigentlich vorsahen, dass nach zehn Jahren ein Führungswechsel stattfinden soll. Xi hatte den Parteivorsitz 2012 übernommen. Um weiterhin auch das Amt des Staatspräsidenten bekleiden zu können, hatte Xi 2018 die Amtszeitbegrenzung in der Verfassung ändern lassen.

Erwartet wird zudem, dass im Laufe des Parteitags Xis Status innerhalb der Partei auf ein neues Niveau gehoben wird. So könnte er einen zusätzlichen Titel als „Führer des Volkes“ erhalten und seine in der Verfassung verankerten „Xi-Jinping-Gedanken zum Sozialismus chinesischer Prägung im neuen Zeitalter“ ideologisch aufgewertet werden. Xi wäre dann der mächtigste chinesische Staats- und Parteichef seit Mao Zedong. (sh)

Rubriklistenbild: © Noel Celis/AFP

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